Professor Harald Göllinger,
Professor für Fahrzeugphysik und Mechatronik an der THI, bot einen dreiwöchigen Kurs an der Universidade Federal de Paraná an:
„Ich hatte keine Erwartungen zuvor und bin einfach mit einem offenen Gemüt dort angekommen. Anfangs war es schwierig herauszufinden, was die Studierenden fachlich interessant finden, ihre Erwartungen und welche Kenntnisse sie benötigen, wie ich ihnen helfen kann, da die Brasilianer sehr höflich sind. Die deutsche und brasilianische Art, an Themen heranzugehen ist sehr verschieden. Ein Beispiel: An einem Tag kam ich zu spät zum Unterricht und habe dafür eine halbe Stunde überzogen – niemand protestierte! Mir scheint, die Studierenden hatten Freude an dem Seminar. Curitiba ist ganz anders als Deutschland. Die Menschen haben eine andere Lebenseinstellung.
Anfangs musste ich mich daran gewöhnen, mich im Alltag mit Fragen der Sicherheit zu beschäftigen, wo man wann isst und wie ich mich im Bus verhalte, etc. Ab der zweiten Woche wurde es dann entspannter. Curitiba selbst ist sehr industriell. Ich hoffe, ich kann nochmal nach Curitiba zurückkehren, da ich diesmal sehr auf meine Arbeit konzentriert war und gerne mehr von der UFPR und der Stadt an sich erfahren hätte. Auch würde ich beim nächsten Mal mehr Anschauungsmaterial für die Studierenden mitbringen, da sie sehr interessiert sind. Und ich möchte hinzufügen, dass die Dozenten an der UFPR sehr offen und ebenfalls interessiert sind. Sie sind neugierig, wo die Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf dem Forschungsgebiet liegen oder wie Projekte mit der Industrie verwirklicht werden. Nicht selten ergab sich aus einem Small Talk bei einem Kaffee ein intensives Fachgespräch. Ich war auch von der Recherchearbeit vor Ort beeindruckt. Obwohl High-Tech fehlt, sorgen die „Humanressourcen“ für sehr gute Qualität.
Ein Projekt wie AWARE finde ich sehr wichtig. Man erfährt, wie unterschiedlich man an ein Thema herangehen und an einem Projekt arbeiten kann und gleichermaßen gute Ergebnisse erzielt. Ich denke, dass es für beide Seiten, also Deutsche wie Brasilianer, Wissenschaftler wie Studierende, interessant und gewinnbringend ist, sich auszutauschen. Auch das Kulturelle ist nicht zu unterschätzen. Jetzt kann ich ein wenig nachvollziehen, wie sich Studierende, die nach Ingolstadt kommen, fühlen, wie sie Unterschiede und neue Lebensgewohnheiten wahrnehmen und sich versuchen anzupassen."