Vorwort
Nachdem ich bereits einen sechsmonatigen Schüleraustausch in Salvador Bahia im Nordosten Brasiliens absolviert hatte, freute ich mich sehr, im Rahmen eines Auslandssemester an der UFSC einen weiteren Landesteil kennenzulernen. Dank der Zusage des AWARE-Stipendiums, war mein Auslandsaufenthalt finanziell abgesichert und durch die Kooperation zwischen der THI und UFSC musste ich mir keine Sorgen um die Anrechnung der Kurse in Deutschland machen.
Um es vorwegzunehmen: ich kann jedem einen Aufenthalt in Florianópolis, der sogenannten Ilha da Magia, sehr empfehlen. Das Leben auf der kleinen Insel im Süden Brasiliens war ein faszinierendes und prägendes Ereignis.
Die Stadt
Ich denke jeder, der mit dem Gedanken spielt in Brasilien zu studieren, hat sich schon ausgiebig mit dem Land beschäftigt. Es gibt eine Vielzahl guter Reiseführer, daher hier an dieser Stelle nur einige kurze Eindrücke meinerseits zu Florianópolis.
Florianópolis ist die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Santa Catarina und liegt größtenteils auf einer Insel, die über eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. In Wintermonaten besitzt Florianópolis ca. 400.000 Einwohner. Während der Sommerzeit steigt diese Zahl durch zahlreiche Ferienwohnungen in den Strandgebieten der Insel auf bis zu 2.000.000 an.
Zur Sicherheitslage und Infrastruktur der Insel ist zu sagen, dass die Entwicklung im Süden Brasiliens sehr weit fortgeschritten ist und oft mit dem Europa Lateinamerikas verglichen wird. Dies merkt man sowohl an der Kultur der Leute, als auch an der Sicherheitslage allgemein. Solange man nicht nachlässig ist, braucht man sich in Florianópolis über Überfalle und Diebstähle keine Gedanken machen. Verspätungen der Leute oder Busverbindungen, die für viele Teile Lateinamerikas üblich sind, sucht man hier bis auf die Sommermonate vergebens. In den Sommermonaten kommt es aufgrund der Vielzahl von Anwohner häufig zu Staus in den Hauptverkehrszeiten.
Zur Insel und Umgebung ist zusagen, dass es viele wunderschöne Strände und mögliche Freizeitbeschäftigungen gibt. Egal ob man gerne wandert, surft oder taucht - jeder der sich gerne in der Natur befindet wird voll auf seine Kosten kommen.
Zu den öffentlichen Verkehrsmitteln ist zusagen, dass diese in Florianópolis sehr regelmäßig fahren und man kein Auto benötigt. Sollte man vorübergehend auf eins zurückgreifen wollen, kann man sich günstig vor Ort Mietwagen nehmen (unter 30€ am Tag) oder auf Taxis zurückgreifen, die einen - verglichen mit europäischen Preisen - sehr günstig fortbewegen.
Studium an der UFSC
In Florianópolis werden sehr viele verschiedene Studiengänge angeboten und so sollte eigentlich für jeden der passende Kurs dabei sein. Die Anrechnung in Deutschland lief bei mir nach Absprache mit den Professoren problemlos. Grundsätzlich ist zusagen, dass alle Kurse auf Portugiesisch abgehalten werden und auch die Prüfungen in dieser Sprache geschrieben werden.
Während das Niveau der Kurse in etwa den Kursen in Deutschland entspricht, ist die Art des Unterrichts doch sehr unterschiedlich. Zunächst ist es für uns ungewöhnlich, dass während der Veranstaltungen Anwesenheitspflicht herrscht (mindestens 75%, sonst kann der Kurs nicht angerechnet werden). Zu Beginn oder Ende der Veranstaltung gehen jeweils Unterschriftenlisten herum, manche Dozenten rufen die Studenten auch einzeln auf. Anders als bei uns an der THI gibt es in allen Fächern zwei bis drei Klausuren, häufig gepaart mit Essays, Präsentationen oder Hausarbeiten, sodass man mehrmals pro Semester "Klausurenstress" hat. Dafür ist der Stoffumfang klarer abgegrenzt.
Die Kursgrößen sind ähnlich wie in Ingolstadt. In den meisten Fächern sitzen 30 bis 40 Studenten. Der Unterricht ist deutlich interaktiver und es herrscht eine familiäre Atmosphäre zwischen Dozenten und Studenten. Es wird viel diskutiert und häufig nachgefragt. Insgesamt sind die Vorlesungen praxisnäher, auf theoretische Grundlagen und Herleitungen wird weniger Wert gelegt als an der THI.
Leben in Brasilien
Zum Leben in Florianópolis ist zusagen, dass für nahezu jeden Menschentyp etwas dabei ist. Egal ob man ein eher ruhigeres Auslandssemester mit vielen sportlichen Aktivitäten führen möchte oder viel Feiern möchte, die Insel und Umgebung bieten beste Voraussetzungen.
Die sportlichen Aktivitäten lassen nahezu keine Wünsche offen. Egal ob man gerne Fußball spielt, Tennis, Surfen oder Kitesurfen gehen möchte, dort hat man gute Gelegenheiten dazu. Da die Brasilianer generell sehr offen und kontaktfreudig sind, ist dies eine super Möglichkeit um neue Leute kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.
Zu den nächtlichen Aktivitäten ist zusagen, dass in Florianópolis jeden Abend etwas bietet. Es gibt viele verschiedene Clubs und Bars, die an unterschiedlichen Tagen unter der Woche offen haben und immer gut besucht sind. Zusätzlich haben wir in unserem Auslandssemester sehr viele Hauspartys, meist kombiniert mit einem brasilianischen Churrasco, mit Austauschstudenten und Einheimischen geschmissen. Die Gruppen in Brasilien sind sehr offen und man findet schnell Anschluss. In Brasilien ist es auch überhaupt kein Thema fremde Leute auf andere Feiern mitzunehmen, sodass man sich sehr schnell in verschiedenen Gruppen integrieren kann.
Abschließend möchte ich noch dem AWARE Team danken, dass Sie mir diesen einmaligen Auslandsaufenthalt ermöglicht haben. Ich habe ein spitzen Semester gehabt und meine Entscheidung nach Florianópolis zu gehen keines Falls bereut. Ich würde diese Entscheidung jederzeit wieder treffen und möchte jeden animieren diese einmalige Gelegenheit - ein halbes Jahr in einer fremden und komplett anderen Kultur zu leben - zu ergreifen.
Falls ihr Fragen habt oder Hilfe bei der Vorbereitung benötigt, könnt ihr Euch gerne an Frau Lohmeier zwecks meinen Kontaktdaten wenden. Gerne gehe ich dann auf detaillierte Fragen ein bzw. gebe einen umfassenderen Bericht ab.
Michael Fett
20 Jahre
Bachelorstudent für Wirtschafts- ingenieurwesen an der THI